Wie kommt man an einen Schrebergarten?

Wunsch

Ich glaube, diese Frage habe ich Google zum ersten Mal im Jahr 2010 oder 2011 gestellt. Ich wohnte noch in meiner ersten eigenen Wohnung in Düsseldorf, alleine. Meinen Mann kannte ich zu der Zeit schon. Ich hatte keinen Balkon, es gab aber einen Gemeinschaftsgarten für alle Mieter unseres Gründerzeithauses. Dieser Gemeinschaftsgarten war allerdings mehr oder minder unbenutzbar, da so bald man einen Stuhl dort aufstellte und sich gemütlich mit einem Buch in den Garten setze, die Nachbarin aus dem ersten Stock über einen her machte und mich jedes Mal ganz schwindelig plapperte. Richtig, das war genau das Gegenteil von dem was ich wollte: Ruhe, Frischluft, Erholung. So kam denn die Idee in mir auf: so ein Garten mit Laube, das wär’s! Und obendrein hatte ich damals schon Lust auf Gemüseanbau in Eigenregie.

Verwirklicht haben wir den Traum damals aber nicht, da mein Mann damals nicht mitzog, ihm die Ablöse zu hoch gewesen wäre und und und.

Jetzt, viele Jahre später mit zwei Kindern im Schlepptau sieht die Sache anders aus. Man muss die Jungs beschäftigen nachmittags nach der Kita, so viel ist klar. Frischluft ist dafür immer ziemlich brauchbar. Und mir selbst tut das Auslüften der vom Sitzen steif gewordenen Knochen auch gut.

Umsetzung

Wie schon im ersten Artikel erwähnt habe ich im Januar 2019 den letzten nötigen Stups bekommen, als eine Bekannte über ihren neuen Schrebergarten bei Instagram berichtete. Ich dachte mir: Christina, fragen kostet nichts. Und so hab ich mich per Google auf die Suche nach dem richtigen Ansprechpartner für die gewünschte Kleingartenanlage gemacht. Es war gar nicht so leicht, diesen zu finden, da das ganze Kleingartenareal auf drei Vereine aufgeteilt ist. Jetzt stürmte und schneite es draußen und meine Motivation rüber zu gehen und die Schilder und Aushänge zu checken war gleich null.

Google spuckte mir eine Seite zu den einzelnen Kleingartenvereinen der Stadt Neuss aus und den jeweiligen telefonischen Kontakt zum Vorsitzenden. Denn das ist der Schlüssel: wer sich für einen Kleingarten interessiert, muss sich mit dem Vereinsvorsitzenden in Verbindung setzen, denn über den Vorstand läuft die Vergabe von freien Gärten. In vielen Kleingartenvereinen gibt es lange Wartelisten. Wir hatten allerdings Glück: in unserem Wunschverein waren zum Zeitpunkt meiner Anfrage gleich drei Gärten frei. Das Telefonat fand Sonntag Nachmittag statt und wir verabredeten uns mit dem netten 81-jährigen Vorsitzenden für den nächsten Samstag um 11 Uhr am Gelände.

Ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass das eine der längsten Wochen meines Lebens war. Ich merkte wie sämtliche Dämme in mir brachen, als der Vorsitzende die magischen Worte „drei freie Gärten“ aussprach. Ich merkte, wie sehr ich einen Garten wollte. Ich gehöre sonst eher zu der Gattung „Bedenkenträger“ und ich brauche für Entscheidungen mit Tragweite, oder nennen wir es eher Verpflichtung, normalerweise nicht nur Zeit, sondern auch Zuspruch von außen, da ich mir selbst solche Wünsche nicht zugestehe. Aber seit im Raum stand, dass wir nicht nur auf eine Warteliste kommen könnten, nein sogar schon bald einen Garten bekommen könnten … ich konnte nicht mehr schlafen.

Am darauf folgenden Samstag sahen wir uns die drei freien Gärten an und mein Mann und ich waren uns unabgesprochen sofort einig: der erste Garten, den wir besichtigten, der wird es werden. Es gibt eine einfache Laube, die weder vollgemüllt noch verbaut war, der Garten selbst kaum einsehbar, aber mit Ausblick auf den Ententeich. Mein Herz war quasi schon verloren, als der Vorsitzende sagte: „Und das hier ist ein großer Quittenbaum.“ Ich liebe Quitten! Der Garten ist von der Vorbesitzerin praktisch gestaltet, wir können direkt los legen, und weil eben noch keine großen Rhododendren oder anderweitiges Gebüsch gepflanzt ist, haben wir ohne großen Aufwand viele Möglichkeiten, das haben wir beide sofort gesehen. Und so werden wir es machen: erst den Garten umgraben, bearbeiten, gestalten und uns dann nach und nach die Laube renovieren.

Formalien

In Neuss werden die Kleingärten direkt über den Verein, vertreten durch den Vorstand, vergeben. In unserem Kleingartenverein kommt der unabhängige Wertermittler der Stadt Neuss, der festlegt wie viel der Garten und die Laube Wert sind und was für ein Betrag dafür an den Vorbesitzer zu entrichten ist. Dieser Betrag wird dann an den Verein überwiesen und dieser zahlt es dem Vorbesitzer aus. Parallel zu diesem Prozess haben wir einen Antrag auf Anwartschaft gestellt, der mit 15 EUR Jahresgebühr einhergeht. Diese haben wir direkt nach dem Ausfüllen des Antragsformulars überwiesen.

Dem Vorstand habe ich noch eine formlose Bewerbung, sprich eine Mappe mit ein paar Bildern und Zeilen zu uns, in den Briefkasten geworfen. Ich denke, dass es hilft, wenn der Verein sich ein Bild mit ein paar Infos zu den Neulingen machen kann, die sich auf einen freien Garten bewerben. Denn – so ehrlich muss man zu sich selbst sein – ein Kleingartenverein ist und bleibt ein Verein. Es gibt auch jedes Jahr Gemeinschaftsstunden zu leisten, aber diesen werde ich einen eigenen Artikel widmen.

Auch mitten im Winter habe ich Farbe bei uns im Garten gefunden

Der Wertermittler kommt erst am 23. März, danach werden wir den Betrag zahlen und offiziell Mitglied des Vereins und Pächter der Parzelle 13. Die Zusage, dass wir den Garten bekommen, haben wir bereits vorab erhalten.

Allgemein

3 Comments Hinterlasse einen Kommentar

    • Hallo Vanessa, ja klar. Das lief über die offizielle Wertermittlung des Neusser Kleingarten-Stadtverbands. Die haben einen Wert von ca. 1900 € für Pflanzen und Laube ermittelt. Dann kamen noch 150 € Eintrittsgebühr dazu.

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